B58 sagt Auftritt der Band „WIS – Wolf im Schafpelz“ ab: Hinweise auf Verbindungen in die NS-Blackmetal und rechte Pagan-Szene

Wie das Braunschweiger Jugendzentrum B58 auf seiner Internetseite mitteilt, wurde die „Open Stage“, die für Donnerstag den 31. Januar geplant war, abgesagt. Damit reagierte das B58 auf einen Hinweis des Antifaschistischen Plenums zur Band „WIS – Wolf im Schafpelz“, die dort auftreten sollte. Auf der Homepage des B58 heißt es dazu: „Uns wurden Informationen überreicht, die das Risiko birgen, dass die angemeldete Band ‚WIS‘ mit einem Label zusammenarbeitet, das Künstler mit rechter Gesinnung unterstützt. Die politische Haltung der besagten Band ist derzeit noch unklar. Wir können die Richtigkeit der Informationen in der kurzen Zeit leider nicht mehr überprüfen. Da die Sicherheit der Besucher oberste Priorität hat und wir uns deutlich gegen die rechte Szene ausprechen, hält der Verein das Ausbleiben der Veranstaltung für die beste Entscheidung. Wir werden in Zukunft versuchen durch genauere Recherchen solche Situationen nicht mehr aufkommen zu lassen.“

[Hinweis: Der Sänger der Band hat hier einen Kommentar hinterlassen, in der er sich selbstkritisch äußert und mitteilt, das die Band „Germanen Blut“ aufgelöst wurde]

Ein Wolf im Schafpelz? – Die Pagan-Metal-Band „WIS“ und ihr Sänger „Nordsturm“

Die Band „WIS“ („Wolf im Schafpelz“), deren Mitglieder aus dem Raum Braunschweig kommen, ist eine sogenannte Pagan-Metal-Band. Pagan (= „heidnisch“) ist eine Richtung des Metal, in dem vorrangig mythologische Themen vorchristlicher Religionen behandelt werden: „Inhaltlich werden zumeist mythologische Themen behandelt, die der Götter- und Sagenwelt der Kelten, Germanen oder anderer vorchristlicher Völker entlehnt sind“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Pagan_Metal). Die Beschäftigung mit nordischer und germanischer Mythologie mag zwar allein noch kein Indiz für eine rechte Gesinnung sein, allerdings gibt es hier oft Überschneidungen zu neuheidnischen Positionen und der mythologischen und rassischen Germanentümmelei der rechten Szene. Grund genug genauer hin zuschauen:


Die Band „WIS“ hat ihre erste CD beim Label „Christhunt Productions“ veröffentlicht. Das Label „Christhunt Productions“ veröffentlicht neben Tonträgern eher unpolitischer Black-Metal und Pagan-Metal Bands auch eindeutig rechte Bands wie z.B. „Absurd“ (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Christhunt_Productions). „Absurd“ ist eine der bekanntesten Bands der NS-Blackmetal-Szene (NSBM) und zählt ebenfalls zu den Pagan-Metal-Bands (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Absurd_%28Band%29). Das bezeichnende Motto des Labels lautet „We support war, hate and violence“.

„WIS“ ist sich der Problematik dieses Plattenlabels offensichtlich durchaus bewusst. Auf ihrer Webseite heißt es dazu: „Das Label, das unsere erste CD raus gebracht hat, hat uns nicht unter Vertrag und wird es auch nicht haben. Wir sind unsere eigenen ‚Herren’ und niemandem verpflichtet. Als wir auf der Suche nach jemandem waren, der unsere CD produzieren wollte, sind wir nun mal auf Christhunt gestoßen und die haben eine begrenzte Anzahl unseres Werkes veröffentlicht. Davon bekamen wir einen abgesprochenen Anteil und seit dem gehen wir getrennte Wege. Auch wird Christhunt nicht durch uns unterstützt bzw. wir durch das Label.“

Dass die Band so ganz zufällig auf Christhunt „gestoßen“ ist, ist wenig glaubhaft: Der Sänger und Gitarrist von „WIS“, „Nordsturm“, der mit bürgerlichen Namen Steven Gastmeier heißt, ist gleichzeitig Sänger bei der Pagan-Band „Germanen Blut“. Deren letzte, 2010 erschienene CD, wurde ebenfalls bei „Christhunt Productions“ herausgebracht. Im Webshop von „Christhunt Productions“ sind die CDs von „Germanenblut“ und „WIS“ bis heute erhältlich. Das „Christhunt“ nicht durch die Band „WIS“ unterstützt wird, ist also eindeutig falsch. Denn „Christhunt“ profitiert am Verkauf der CDs von „WIS“.

Auffällig ist, dass die Band sich zwar genötigt sieht, sich von ihrem Label ein bisschen zu distanzieren, aber in keiner Weise darauf eingeht, worin den die Kritik an diesem Label besteht und wie sie zu dieser Kritik stehen. Dafür erklärt WIS sich selbst zu einer unpolitischen Band: „Da es heut zu Tage leider immer wieder notwendig ist sich in der Metal-Szene politisch zu positionieren, möchten wir uns hiermit, einmalig und für alle Zukunft, von jeglicher politischer Gesinnung, sowohl auf rechter, als auch auf linker Seite, distanzieren. Dieser Umstand ist unserer Ansicht nach ein absolutes Unding, denn Metal hat für uns in keinster Weise etwas mit einer rechten oder linken politischen Zuordnung zu tun. Unsere Texte sind weder politisch noch sind darin versteckten Botschaften enthalten.“

Klar ist, das es sich bei „WIS“ nicht um eine explizite NS-Blackmetal (NSBM) Band oder eine offen rechte Pagan-Metal Band handelt. Ganz offen und nicht versteckt sind allerdings die engen Überschneidungen zwischen „WIS“ und der Band „Germanen Blut“. Auf der Webseite von „Germanen Blut“ wird WIS als eines der „Nebenprojekte“ von „Germanen Blut“ aufgezählt, denen man sich derzeit intensiv widme. Auf diversen Fotos und Videos von „WIS“ trägt Sänger „Nordsturm“ ein Shirt seiner Band „Germanen Blut“ und auch den Proberaum teilen sich beide Bands offensichtlich: Auf den Fotos aus dem alten Proberaum von WIS ist ein großes Banner mit der Aufschrift „Germanen Blut“ an der Wand zu sehen. All das macht deutlich, dass nicht nur der Sänger in beiden Bands spielt, sondern „Germanen Blut“ und „WIS“ tatsächlich zwei eng verbundene Projekte sind. [Nachtrag: Kurz nachdem die Band gestern von den Vorwürfen erfuhr, wurden hektisch von der Webseite von „WIS“ und „Germanen Blut“ alle Bilder und weitere Inhalte gelöscht. Dadurch wurde allerdings die Dateistruktur der Seiten sichtbar. Deutlich ist dort jetzt zu sehen, dass die Seiten von „WIS“ auf dem Server von „Germane Blut“ liegen.]

Während man bei „WIS“ noch zumindest nach außen hin bemüht ist, sich von jeder „politischen Zuordnung“ zu distanzieren, hat „Nordsturm“ mit seiner Band „Germanen Blut“ da weniger Berührungsängste. Die Internetseite „NSBLACKMETAL MOVEMENT“ führt die Band „Germanen Blut“ dann auch als NS-Metal-Band auf, deren Lyrics die Themen „Asatru, Natur und Nationalismus“ behandeln würden. Natürlich könnte man einwenden, dass die Band nun nichts dafür kann, dass sie hier so eingeordnet wird. Wofür die Band allerdings verantwortlich ist, ist, dass sie auf diversen Samplern gemeinsam mit NS-Black-Metal Bands und rechten Pagan-Metal-Bands vertreten ist. So z.B. auf dem Sampler „…For All Hate In Man! #9“ und „Ablaze – Voice Of The Underground Vol. 7” (erschienen 2010). Auf beiden CDs findet sich beispielsweise auch ein Lied von “Halgadom”. Über „Halgadoms“ Verbindungen in die Nazi-Szene muss wohl kaum spekuliert werden: So finden sich auf der sogenannten Schulhof CD „Anpassung ist Feigheit“ neben diversen Rechtsrock-Bands auch ein Lied von „Halgadom“. Der Frontmann von „Halgadom“, Frank Krämer, ist Gründer der Rechtsrockband „Stahlgewitter“ und gibt sein faschistisches Weltbild in einem Interviews mit dem rechten Fanzine „Blutskampf“ ganz offen preis: „Die Zerstörung ist bereits im vollen Gange! Kulturell (Amerikanismus) als auch biologisch (Rassenmischung). (…) Um zu retten, was noch zu retten ist, wäre natürlich ein Bürgerkrieg das sinnvollste” postuliert er im neonazistischen Fanzine „Blutskampf“ (zitiert nach Dornbusch/Killguss 2005. Unheilige Allianzen – Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus, Seite 121). Eine weitere einschlägige Band, die auf diesen Samplern vertreten ist, ist z.B. „Nagaroth“ (siehe dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Nargaroth).
Das Debütalbum von „Germanen Blut“ erschien 2006 zudem über die Plattenfirma „Nebelfee Klangwerke“ des Neonazi und Sänger von „Absurd“, Ronald Möbus (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Germanen_Blut)
Ganz offen kündigen “Germanen Blut” ein Interview und Liedbeitrag für das NS-Blackmetal-Magazin “Iut de Asken” an. Neben Interviews, CD-Reviews und einer beigelegten CD findet man in den Ausgaben des Magazins auch politische Themen. So z.B. eine Biografie  über Oswald Spengler, dem „Meisterdenker“ der „Konservativen Revolution“ und einem der geistigen Wegbereiter des „Nationalsozialismus“. Positiv wird sich im Magazin z.B. auch auf die faschistische „Eiserne Garde“ in Rumänien (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Eiserne_Garde) bezogen.

„Nordsturm“, Sänger von „WIS“ hat offensichtlich keinerlei Probleme sich in einem solchen eindeutig rechten Umfeld mit seiner Band „Germanen Blut“ zu präsentieren. Wahrscheinlich ist aber auch das alles ganz unpolitisch?

Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Christian Dornbusch & Hans-Peter Killguss: Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus“ (erschienen 2005 im Unrast Verlag, ISBN 3-89771-817-0) empfohlen.

1 thought on “B58 sagt Auftritt der Band „WIS – Wolf im Schafpelz“ ab: Hinweise auf Verbindungen in die NS-Blackmetal und rechte Pagan-Szene

  1. Hallo,
    ich möchte gern auf diesem Wege offen darlegen, dass ich mich von jeder politischen Meinung distanzieren will.
    Es stand für mich immer nur die Musik im Vordergrund und wir haben uns in jeder unserer CDs von der rechten Black-Metalszene distanziert, auch weil wir wussten, dass unser Name (Germanen Blut) provoziert. Ich habe in der Vergangenheit gravierende Fehler begangen und zwar in der Form, als dass ich mich nicht über die Leute, die uns unterstützt haben, informiert habe. Auch war es falsch von mir anzunehmen, dass Metal nichts mit Politik zu tun hat, denn allem Anschein nach stimmt dies nicht so ganz.
    Ich wollte mit meiner Musik und auch persönlich nie in eine solche Richtung gedrängt werden und werde auch nie einer politischen Richtung anhängen, aber dadurch, was andere aus meinem musikalischen Schaffen gemacht stehe ich nun an diesem Punkt. Ich war naiv und dumm, dass ich es soweit habe kommen lassen und dass ich mich nie informiert habe. Das bereue ich sehr.

    Mit sofortiger Wirkung wird die genannte Band (Germanen Blut) aufgelöst, denn ich bzw. wir wollen nicht, dass unsere Musik den Stempel einer politischen Gesinnung trägt. Für die Fans, denen wie uns nur die Musik am Herzen liegt, tut es mir sehr leid, doch ich will keine Musik mehr machen, die auch nur im geringsten mit politischen Weltanschauungen in Verbindung gebracht werden kann bzw. muss.

    Ich war ein Idiot und total welt- bzw. realitätsfremd, das sehe ich nun ein. Dafür will ich euch auch in gewisser Weise danken, denn sonst hätte ich mich womöglich erst viel später mit den Ausmaßen auseinandergesetzt, die meine Nicht-Informiertheit und meine kindliche Naivität hervorgerufen hat, angenommen haben.

    Ich hoffe, dass ihr mir die Chance und einen Termin geben könnte, an dem ich mal zu euch kommen kann, sodass wir das alles in ruhe klären können.

    Mit freundlichen Grüßen
    Steven

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