Johannes Welge besucht das Braunschweig Kolleg. Doch er ist kein Schüler wie jeder andere: Am Wochende marschiert er bei Naziaufmärschen mit, besucht und organisiert Rechtsrockkonzerte und verbreitet antisemitische, rassistische und faschistische Hetzparolen. Er ist Aktivist der neugegründeten Nazigruppe „Aktionsgruppe38“.
Seit dem Frühjahr dieses Jahres tritt in der Region eine neue Nazigruppe auf, die sich „Aktionsgruppe38“ nennt. Ihr gehören rund zwei Dutzend Nazis aus Braunschweig, Salzgitter, dem Vorharz und Wolfsburg an. Am 15. Juni 2012 berichtete die Braunschweiger Zeitung: „Da war es vorbei mit dem Schrebergartenidyll. Was als Rockkonzert im Klubheim eines Gartenvereins im Südwesten der Stadt angekündigt war, entpuppte sich als Treffen Rechtsextremer mit dumpfer Begleitmusik – unter Aufsicht der herbeigerufenen Polizei. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die rechte Szene in Braunschweig für ihre Treffen einen Rückzugsort in der unverdächtigen Friedlichkeit der Gartenparzellen sucht. Wie jetzt bekannt wurde, hatte eine sogenannte Aktionsgruppe 38“ vorigen Samstag zum Rockkonzert in den Kleingartenverein geladen. Zwei Bands und ein Solosänger – alle laut Polizeisprecher Joachim Grande dem rechtsextremen Lager zuzuordnen – traten auf.“ Einer der Aktivisten der „Aktionsgruppe38“, der dieses Konzert mitorganisiert hat, ist der 25jährige Johannes Welge.
Teilnehmer bei Naziaufmärschen
Seit einigen Monaten beteiligt sich Johannes Welge zusammen mit andere Aktivisten der „Aktionsgruppe 38“ und anderer Nazigruppen aus der Region regelmäßig an Aufmärschen. Am 4.8.2012 nahm er am sogenannten „Marsch der Ehre“ der norddeutschen Naziszene in Bad Nenndorf teil. Er lief dort neben Oliver Malina, dem Kopf des inzwischen bundesweit agierenden Netzwerk „Honour & Pride“, welches u.a. mit der Organisation von Nazikonzerten die Nachfolge des in der BRD verbotenen Nazimusiknetzwerkes „Blood&Honour“ angetreten hat. Am 1.5.2012 marschierte Welge bei einem Aufmarsch in Wittstock/Dosse hinter einem Transparent mit der Aufschrift „Freie Nationalisten Niedersachsen“ . Im Anschluß versuchten rund 40 Nazis, darunter auch Aktivisten der „Aktionsgruppe38“, in Neurupin ein alternatives Wohnprojekt anzugreifen. Am 2.6.2012 beteiligte sich Welge am Aufmarsch zum sogenanten „Tag der deutschen Zukunft“ in Hamburg. Außerdem beteiligte er sich z.B. am sogenannten „Eichsfelder Heimattag“, einem Rechtsrock-Open-Air der NPD am 5.5.2012. Regelmäßig besucht Welge Rechtsrockkonzerte, so zum Beispiel am 28.4.2012 ein Konzert mit den Bands „Division Germania“, „Tätervolk“ und anderen. Neben der Beteiligung an politischen Aktivitäten und rechten Konzerten, stehen bei der Gruppe auch immer wieder gemeinsame Freizeitaktivitäten an, die nicht selten in Saufgelagen enden. Immer wieder treffen sich Nazis in seiner Wohnung in der Sonnenstrasse, Rechtsrockmusik schallt aus den Fenstern. Mehrmals wurden dort bereits AnwohnerInnen und PassantInnen angepöpelt und bedroht.
Von der Grau- zur Braunzone
Johannes Welge bewegt sich seit langen in der subkulturellen Punk- und Skinheadszene der Stadt. Manch einer kennt ihn da auch unter dem Spitznamen „Böhnchen“. Zwar fielen er und sein Umfeld immer wieder mal durch rechte Sprüche oder dem Hören von Bands aus der Grauzone zwischen Oi-Musik und Rechtsrock auf. Doch in der Szene taten das viele als Provokation ab und glaubten, den Beteuerungen man lebe den „Way of life“ der „Skinheads“ und sei „unpolitisch“ oder höchsten „patriotisch“ eingestellt. Inzwischen ist aber nicht mehr zu bestreiten, dass Johannes Welge und Teile seines Umfeldes auf ihrem Weg von der vorgeblich unpolitischen Skinheadszene, über die Grauzone, die subkulturelle Rechtsrockszene nun tief in der organisierte Naziszene gelandet sind. Schon im letzten Sommer fiel Welge dadurch auf, dass er bei einem Konzert mit den Oi/Streetpunk-Bands „Brutal Deluxe“, „Moiterei“ und der Grauzonen-Band „Schusterjungs“ am 7.5.2011 im Schweinebärmann den Hitler-Gruß zeigte.
White-Power und Hassmusik
Seine Gesinnung hat sich Welge inzwischen auch tätowieren lassen: Auf der Brust trägt er ein sogenanntes „White Power“-Zeichen. Er läuft offen mit Shirts von „Blood & Honour“ oder von Rechtsrockbands, wie z.B. „Sturm 18“ herum und hört Nazimusik, wie z.B. „Skrewdriver“, „Division Germania“ oder die Band „Kill Baby Kill“, die in einem ihrer Lieder zum Beispiel singt: „Wir wissen alle das Nigger faul sind während Geldgier den Juden wiederspiegelt … Ich bin ein weißer Europäer, echter Skinhead. Treu ergeben meiner Rasse bis zum Tod. Ich bin stolz auf meine Abstammung, meine weißen Vorfahren“ (aus dem Englischen übersetzt). Diese Textzeilen zeigen beispielhaft, welches rassistische, faschistische und antisemitische Gedankengut von Johannes Welge und einem Umfeld verbreitet wird.
Das Flugblatt (mit Fotos) findet ihr hier: Achtung Nazi – Johannes Welge