„ Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel – Die Vernichtung des Nazismus des Friedens und der mit seinen Wurzeln ist unsere Losung … “ (Schwur der Häftlinge des KZ Buchenwald)
Gedenkveranstaltung für die Opfer von Faschismus und Militarismus
Sonntag * 16.11.2014 *11 :00 Uhr
KZ-Gedenkstätte Schillstraße Braunschweig
Flugblatt als PDF / Aufruf des Bündnis gegen Rechts / Broschüre „Das Braunschweiger Schilldenkmal. Vom KZ Außenkommando zur Stätte der Verhöhnung der Opfer des deutschen Faschismus und Militarismus“ (1995)
Am sogenannten „Volkstrauertag“ 1994 riefen das Antifaschistische Plenum und die Jugend Antifa Aktion (JAA) zu einer angemeldeten Kundgebung „Im Gedenken an die Opfer von Faschismus und Militarismus“ am Schilldenkmal auf. Angrenzend an das Schilldenkmal befindet sich das Gelände eines ehemaligen KZ-Außenkommandos, in dem hunderte Menschen als Zwangsarbeiterinnen für die Rüstungsproduktion der Büssing-Werke schuften mussten. Nichts erinnerte bis dahin an das Leiden und Sterben der Menschen in diesem Arbeitslager. Seit 1955 fand am Schilldenkmal stattdessen eine Kranzniederlegung mit Vertreterinnen der Stadt, des „Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge“, militaristischer Verbände, sowie alter und neuer Nazis für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges statt. Diese fühlten sich durch das Gedenken an die Opfer des Faschismus offensichtlich derart gestört, dass die Polizei aufgefordert wurde einzugreifen und einige Teilnehmer auch selbst handgreiflich wurden. Während das Lied der KZ-Häftlinge aus dem KZ Börgermoor, „Die Moorsoldaten“ abgespielt und gesungen wurde, zerstörten Polizeibeamte das Lautsprecherkabel. Diese Auseinandersetzung am Schilldenkmal und folgende Aktionen, Kundgebungen und Veranstaltungen führten schließlich zu einer breiten öffentlichen Debatte in der Stadt darüber, wie das Gedenken an die Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Faschismus gestaltet werden sollte. Der „Volksbund“ verlegte schließlich seine Kranzniederlegung auf den Hauptfriedhof und auf dem Gelände des Schilldenkmals wurde die KZ-Gedenkstätte Schillstrasse errichtet.
Bei den Gedenkveranstaltungen für die Opfer von Faschismus und Militarismus am KZ Schillstraße ging es jedoch nicht ausschließlich um die Vergangenheit. Vielmehr wurde mit der Erinnerung an die Opfer von Faschismus und Militarismus auch immer gleichzeitig darauf hingewiesen, wie aktuell die Gefahr von Kriegen und faschistischen Bewegungen nach wie vor ist. So waren z.B. der Naziterror in den 1990er Jahren und die als „Friedensmission“ oder „humanitärer Einsatz“ deklarierten Auslandseinsätze der Bundeswehr Gegenstand der kritischen Auseinandersetzung.
Heute steht, im Schatten des Schilldenkmals, eine Gedenkstätte für die Opfer der Zwangsarbeit im Faschismus. Auf Tafeln sind die Namen derer zu lesen, die von den Nazis auf ihrem Vernichtungsfeldzug verschleppt und versklavt wurden. Zahlreiche Betriebe haben sich an diesen, billig zur Verfügung gestellten, Arbeitskräften bereichert. Thyssen, Siemens, VW, Mercedes, Büssing-NAG und viele andere sogenannte „Traditionsunternehmen“ haben mit dem von den Nazis begonnenen Zweiten Weltkrieg hervorragende Geschäfte gemacht. Statt einer konsequenten „Entnazifizierung“, wurde eine Politik betrieben in der die ehemaligen Täter in der „demokratisch“ gewandelten Gesellschaft schnell wieder Karierre machen konnten. Denn der Wiederaufbau nach dem Krieg erfolgte in direkter Gegnerschaft zur Sowjetunion (SU).