Bericht der Braunschweiger Zeitung vom 11.12.2010:
Junge Männer wollten am Stadion Mode verkaufen, die bei Neo-Nazis beliebt ist – Im Internet machen sie weiter
In einem Laden in der Rheingoldstraße sollte auch Kleidung der bei Rechtsradikalen beliebten Marke Thor Steinar verkauft werden. Die Betreiber benachbarter Läden und das „Antifaschistische Plenum“ sind beunruhigt. Doch bei der Nachfrage unserer Zeitung bekam einer der beiden Betreiber gestern kalte Füße: „Der Laden wird nicht eröffnet.“
Es handelt sich um einen 23-jährigen Schwülperaner, der bereits im Herbst 2008 einen Thor-Steinar-Laden in Peine nach Protesten schließen musste. Nun wagte er einen zweiten Anlauf am Braunschweiger Stadion. Das angemietete Ladenlokal diente bereits vor zwei Jahren als Umschlagplatz für Fanartikel und Thor-Steinar-Ware, damals trug es den Namen „Straf-Raum“. Zuletzt traf sich die rechte Hooligan-Gruppe „Kategorie Braunschweig“ dort.
Der 23-Jährige und sein Partner haben den Laden hergerichtet, die Scheiben sind mit Folie beklebt. Im Inneren ist schon alles für eine Eröffnung vorbereitet: Die Kleiderständer sind dicht behängt. Dass es sich nicht um eine gewöhnliche Boutique handelt, beweist unter anderem ein Transparent an der Wand: „Kategorie BS, erlebnisorientiert“ ist neben einer geballten Faust in szenetypischer Frakturschrift zu lesen.
„Wir sind beunruhigt, weil der Ruf der ganzen Straße weiter leidet“, sagte der Betreiber eines benachbarten Geschäftes. „Wie beobachten die Entwicklung sehr genau“, erklärte Klaus Buhlmann, Leiter des Braunschweiger Staatsschutzes: „Dort, wo es solche Läden gibt, bildet sich oft eine Szene, und es gibt Ärger.“
Der 23-Jährige erklärte gestern, dass er sich von der Mode des berüchtigten Labels distanziere. Dieses verwende wieder Runen-Zeichen, die an nationalsozialistische Symbole erinnerten. Das wolle er nicht unterstützen. Er habe sich auch mit seinem Partner überworfen.
„Am Wochenende wird alles rausgeräumt“
Zudem fürchtet der junge Vater eines Kindes um seine beruflichen Perspektiven. Mit dem Protestaufruf des Antifa-Plenums habe er nicht gerechnet. „Am Wochenende wird alles rausgeräumt“, sagte er, „ab Montag ist der Laden wieder zu haben.“
Obwohl sich der 23-Jährige gegenüber unserer Zeitung von Thor Steinar distanzierte, verkauft er die Produkte der Firma weiter auf seiner eigenen Internetseite.
Samstag, 11.12.2010