Achtung Querfront! Kritik an den Autoren Kerem Schamberger und Michael Meyen

Am Samstag den 26.1.2018 veranstaltete NAV-DEM Wolfsburg eine Buchvorstellung mit den Autoren Kerem Schamberger und Michael Meyen. Ursprünglich sollte die Lesung vom Bündnis „Freund*innen der kurdischen Freiheitsbewegung Braunschweig” (FKFBS) veranstaltet werden, dessen Teil wir zum Zeitpunkt der Veranstaltung noch waren.

Uns waren während der Planung im wesentlichen nur Texte der beiden Autoren bekannt, die sich mit dem Leben und Kampf der Kurdischen Freiheitsbewegung auseinandersetzen. Da diese von uns positiv aufgenommen wurden, recherchierten wir nur oberflächlich und stimmten der Buchvorstellung zu. Wie wir selbstkritisch einräumen müssen ein Fehler: Ungefähr eine Woche vor der Veranstaltung erreichten uns Hinweise, dass Beide neben ihrem Kurdistan-Engagement auch absolut inakzeptable Aussagen tätigen und wiederholt rechte Akteure unterstützen.

Beide Autoren veröffentlichen Artikel im Online-Magazin „Rubikon“, wo auch rechte Theoretiker*innen ihre wirren Pamphlete publizieren. Neben verschiedensten offen geäußerten Verschwörungstheorien schreiben dort regelmäßig rechte Publizist*innen wie z.B. Daniele Ganser, welcher auch dem Nazi Magazin „Blaue Narzisse“ ein Interview gegeben hat.

Weiterhin gab Meyen im Sommer 2018 dem Youtube-Kanal „KenFM“ ein mehrstündiges Interview. Diese Plattform wird von Ken Jebsen betrieben, der 2011 vom RBB gefeuert wurde, nachdem er den Holocaust geleugnet hatte. [1] Jebsen distanzierte sich zwar später von seinen Aussagen, lässt in seiner Youtube-Sendung aber regelmäßig antisemitische Verschwörungstheoretiker*innen und rechte Demagog*innen zu Wort kommen. Diese dürfen frei von Kritik oder journalistischem Kontext ihre Propaganda verbreiten. Auch als Wahlkampfhilfe für die AfD wurde das Format schon verwendet. Meyen behauptet in seinem Interview, traditionelle Medien seien generell staatsgelenkt und würden im Wahrheitsgehalt hinter KenFM zurückbleiben. [2] Diese Behauptungen werden in einer späteren Stellungnahme auf seinem Blog noch verstärkt, in dem er den Kampf gegen Verschwörungstheorien als vom „Establishment“ geleitete Kampagne diffamiert. [3] Im selben Text bezieht er sich beispielsweise auch positiv auf den Verschwörungstheoretiker Mathias Bröckers, der Verbindungen zwischen den Anschlägen auf das World Trade Center und der israelischen Regierung sieht.

Auch auf einer von seinem eigenen Institut veranstalteten Tagung fiel Meyen negativ auf. In seinem Einführungsvortrag bezog er sich positiv auf den Volkswirtschaftler Albert Schäffle, der mit seinem Buch „Bau und Leben des sozialen Körpers“ (1896), den modernen Antisemitismus mitgeprägt hat. [4]

Schamberger und Meyen arbeiten als Kommunikationswissenschaftler an der LMU München. Ihnen muss klar sein, dass sie mit ihrer öffentlichen Unterstützung Verschwörungstheorien, rechte Theoretiker und rechtsoffene Publikationen in der Öffentlichkeit legitimieren. Damit füllen die Autoren eine wichtige Rolle in der von Neurechten angestrebten Querfront*.

Für uns ist klar, dass die Querfront bekämpft werden muss. Wer mit Querfront-Aktivist*innen kooperiert und ihnen Bühnen bietet, macht rechte Theorien hoffähig und stärkt im Endeffekt rassistische und faschistische Bewegungen. Der Freiheitsbewegung in Kurdistan ist wenig geholfen, wenn rechte Ideologien in Deutschland befördert werden. Ganz im Gegenteil: Diese konservativen Ideologien fördern deutsche Waffenexporte in die Türkei und Verbote gegen die kurdische Freiheitsbewegung in der BRD.

*Was heißt Querfront?
Als Querfront verstehen wir die Unterwanderung linker Gruppen, Projekte und Zusammenhänge durch Personen und Thesen aus dem rechten Lager. Ziel von Querfronten ist es, unter Bezugnahme auf einen „gemeinsamen Feind“ die menschenfeindlichen Thesen der Rechten einer breiten Mehrheit schmackhaft zu machen, indem sie vermeintliche Kooperationen zwischen links und rechts anregen (Beispielsweise „Wir können keine Rassisten/Antisemiten/Nazis sein, schließlich arbeiten wir mit XYZ zusammen, die sich klar gegen Rassisten/Antisemiten/Nazis positionieren“). Um Querfronten lahmzulegen sollte mensch die rechten Akteur*innen offenlegen und Personen / Gruppen, die mit ihnen kooperieren vor die Wahl stellen, die Kooperation zu beenden oder boykottiert zu werden.

[1] Ken Jebsen und der RBB: https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2016/12/30/das-boese-ist-immer-und-ueberall
[2] Meyen bei KenFM https://www.youtube.com/watch?v=Jh1zau0ranE
[3] Meyens Stellungnahme zu seinem Auftritt https://medienblog.hypotheses.org/2668
[4] Veranstaltung von Meyen https://www.br.de/nachrichten/bayern/bds-der-streit-ueber-den-umgang-mit-israel-verschaerft-sich,R9HPVhs

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