Der 27. Januar ist der Tag, an dem das Konzentrationslager Ausschwitz befreit wurde. Es war das größte Konzentrationslager zur Zeit des NS-Regimes. Dieses Jahr ist es 74 Jahre her, dass die Truppen der Roten Armee das Vernichtungslager befreiten. Die systematische industrielle Vernichtung von Menschenleben, wie sie damals stattgefunden hat, ist für uns heute unbegreifbar. Es ist also notwendig sich gemeinsam zu erinnern, besonders weil die Menschen, die diese Zeit miterlebt haben und uns davon berichten, immer weniger werden. Es ist unsere Verantwortung dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht.
Für den 27. Januar 2019 hatte die Stadt zum Gedenken an die Opfer des Holocausts, an der Gedenkstätte in der Schillstraße eingeladen. Anschließend war vom Bündnis gegen Rechts dazu aufgerufen worden, die Stolpersteine in der Stadt zu reinigen, die leider immer wieder beschmiert werden und dort rote Nelken nieder zu legen. Eine ähnliche Aktion hatte bereits am 09. November von Genoss*innen der Peer-Leader International und der Sozialistischen Jugend – Die Falken Braunschweig stattgefunden.
Eine Gedenkveranstaltung ist zurecht ein emotionales Thema. Der Grundkonsens einer solchen Veranstaltung ist der Antifaschismus, der alle Teilnehmenden miteinander verbindet. Nicht aber wenn Nazis von der Stadt eingeladen werden, an der Veranstaltung teilzunehmen. Ein würdiges Gedenken ist damit nicht mehr möglich. So leider auch am Sonntag. Der Landtagsabgeordnete und Ratsherr der AfD Stefan Wirtz nutzte die Einladung der Stadt die Veranstaltung zu besuchen, um dann vor Ort mit Beschimpfungen wie „SA“ und Anrempeln die Teilnehmenden zu provozieren. Nicht nur als Vertreter einer Partei, deren Mitglieder geschichtsrevisionistische und antisemitische Meinungen vertreten, den Holocaust verharmlosen oder leugnen hat er auf so einer Veranstaltung nichts zu suchen. Noch viel weniger ist Stefan Wirtz als AfD-Vertreter, der sich für die Streichung der Gelder der KZ-Gedenkstätte in der Schillstraße einsetzt, hier erwünscht. Sowohl der Versuch, sich beim Stiftungsrat der niedersächsischen Gedenkstätten einzuklagen, als auch der Anspruch, eine solche Veranstaltung zu stören, sind einfach nur widerlich. Die Polizei sorgte dafür, dass er sich auf der Veranstaltung aufhalten konnte, was ein würdiges Gedenken unmöglich machte.
Wir müssen in Zukunft immer wieder mit solchen Störungen und Anfeindungen rechnen und darauf eingestellt sein, dem zu begegnen. Die Schmierereien im Stadtbild sowie Pöbeleien und Übergriffe durch Nazis auf Antifaschist*innen und auf andere Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, häufen sich derzeit. Umso wichtiger ist es, in solchen Situationen geschlossen zusammen zu stehen und Solidarität zu zeigen, wenn sich Leute gegen Nazis wehren und einsetzen. Sowohl Diskutieren mit auch Ignorieren von Nazis halten wir für grundlegend falsch. Es öffnet ihnen Räume, gibt ihnen Möglichkeiten zu verharmlosen und ihr faschistisches Weltbild als Meinung zu verkaufen. Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen. Der Versuch Nazis auf Veranstaltungen abzudrängen oder mit Transparenten abzuschirmen, setzt ein Zeichen: Nazis sind hier unerwünscht!!! Werdet kreativ; nichts tun ist die schlechteste Alternative. Dass dies von Nazis als Propaganda benutzt werden kann, soll uns nicht interessieren. Schließlich kann alles von ihnen verdreht und benutzt werden solange ihnen jemand zuhört. Auch daran können wir uns erinnern, denn auch das war nie anders.
Erinnern wir uns also, vergessen wir nicht und machen wir was daraus – jetzt und heute: Gegen Nazis!